Wie funktioniert die Logistik im Stückguttransport?

Zwei Logistikmitarbeiter sichern Stückgutsendungen auf einer Ladefläche – Symbol für effiziente und digitale Stückgutlogistik in modernen Logistiknetzwerken.

Was haben eine Schubkarre, eine Kiste mit speziellen Werkzeugteilen, drei Fensterrahmen und eine Palette mit Shampooflaschen gemeinsam? Sie alle fallen in der Logistik in die Kategorie „Stückgut“ und es ist durchaus möglich, dass sie sich schon mal den Platz in einem Lkw geteilt haben. Aber was genau ist eigentlich Stückgut? Wie funktioniert der Stückgutverkehr? Und kümmert sich eine Spedition um meinen Versandauftrag, oder sind da verschiedene Logistikdienstleister im Spiel? Fragen über Fragen – dieser Artikel liefert ein paar Antworten!


Welche Arten von Gütern gibt es?

In der Logistik gilt grundsätzlich: Fast alles lässt sich transportieren. Natürlich gibt es dabei große Unterschiede zwischen den Transport- und Güterarten. Manche Güter lassen sich beispielsweise nicht verpacken, sondern müssen als Schüttgut in einem großen Behälter oder einer Mulde transportiert werden, so wie Sand oder Getreide. Auch Flüssigkeiten müssen direkt in ein geeignetes Transportfahrzeug gepumpt werden und zählen daher zum sogenannten Flüssig- oder Sauggut.

Weitere Güterarten sind Greifergut (Waren, die mithilfe großer Greifwerkzeuge verladen werden) oder Massengut, also feste Güter, die in der Masse transportiert werden. Dazu zählt beispielsweise Stahl. Alles, was hingegen einzeln transportiert werden kann, zählt zum Stückgut – dazu kommen wir nun.

Was ist eigentlich Stückgut?

Der Name ist Programm: Alles, was sich am Stück transportieren lässt, zählt in der Logistik zum Stückgut. Dabei gibt es einige Kriterien: So darf sich die Form der Güter während des Transports nicht verändern. Das unterscheidet Stückgut beispielsweise von Schütt- oder Flüssiggut. Außerdem muss es sich um eine separate Einheit handeln, die man als Kiste, Palette, Packstück, Fass oder Rolle handhaben kann.

Es gibt dabei keine harte Grenze, wie groß oder schwer diese einzelnen Einheiten sein dürfen, welche Abmessungen sie haben müssen und wann der Übergang vom Versand über Paketdienste zur Spedition stattfindet. Paketdienstleister übernehmen für gewöhnlich Packstücke mit einem Maximalgewicht von 50 Kilogramm, aber auch Waren über Gurtmaß können als Stückgut versandt werden. Die einzige Bedingung ist, dass sie klar abgrenzbar sind und sich separat transportieren lassen. Nach oben hin beträgt die Grenze ungefähr sechs Paletten. International wird Stückgut übrigens als „Kollo“ bezeichnet, im Plural „Kolli“, und erinnert dabei an das französische Päckchen „colis“. Von „Packgut“ ist die Rede, wenn es um den Inhalt beziehungsweise die Ware an sich geht, zusammen mit der Verpackung wird sie dann zum Stückgut. Werden mehrere Stückgutsendungen zusammengefasst, wird das als „Sammelgut“ bezeichnet – dazu später mehr.

Vorlauf, Hauptlauf, Nachlauf: so läuft ein Stückguttransport ab

Natürlich können diese Einzelsendungen nicht in einem Rutsch zum Zielort transportiert werden – das fiele ins Aufgabengebiet von Expresskurieren, oder schlichtweg Teil- und Komplettladungsverkehren, die in Notfällen beispielsweise eine wichtige Sendung von München nach Hamburg bringen. Im Normalfall gliedert sich die Reise eines Stückguts in drei Teile:

  1. Vorlauf: Die einzelnen Sendungen werden in der Ursprungsregion von ihren jeweiligen Abholorten eingesammelt und zum Umschlaglager gebracht. Dort werden sie sortiert: natürlich nach Zielgebiet, aber auch nach Größe, Gewicht und Dringlichkeit. So wird sichergestellt, dass alle Sendungen pünktlich weitertransportiert und die Lkw dabei optimal ausgelastet werden. Begleiten wir als Beispiel einmal eine Sendung Spezial-Fensterrahmen, die von Schweinfurt nach Schwerin geliefert werden sollen. Diese werden im Vorlauf in Schweinfurt eingesammelt und für den Umschlag nach Röthlein gebracht.
  2. Hauptlauf: Die vorsortierten Sendungen werden weiter in Richtung ihrer Zielregion transportiert. Nun spricht man von einem Lkw voller Sammelgut, denn bei diesem Schritt werden verschiedene Stückgutsendungen zusammen transportiert. Je nachdem, wie weit die Zielregion entfernt ist, dauert der Hauptlauf wenige Stunden oder auch einen ganzen Tag. Unsere Fensterrahmen sind relativ lang unterwegs, denn sie werden von Röthlein nach Crivitz gebracht.
  3. Nachlauf: Die Waren sind im Lager des Zustellspediteurs angekommen und werden erneut sortiert, dieses Mal nach ihren finalen Zustellorten. In kleinen Transportgruppen werden sie dem Empfänger zugestellt. In unserem Fall sind die speziellen Rahmen nun beim Empfänger in Schwerin angekommen und können eingebaut werden.

Stückgutverkehr und Stückgutnetzwerke – wie gehört das zusammen?

Wie eben bereits angeklungen: eine Stückgutsendung wird nicht in einem Lkw von A nach B gebracht. In solchen Fällen spricht man von Komplettladungen, bei denen ein einziges Transportmittel – meist ein Lkw – exklusiv für eine einzelne Lieferung reserviert ist, vom Absender bis zum Empfänger. Stattdessen teilt sich der Stückguttransport in Vor-, Haupt- und Nachlauf auf, sodass die Sendung zwischendurch mehrfach umgeladen, also umgeschlagen wird. Die verschiedenen Schritte des Transports übernehmen meist mehrere Logistikdienstleister.

Speditionen schließen sich deshalb häufig in sogenannten Stückgutnetzwerken zusammen, um ein möglichst großes und dichtes Netz abdecken zu können. Flächendeckende Lieferungen kann eine einzelne Spedition sonst kaum anbieten, sie müsste dafür ja deutschlandweit (oder sogar international) an allen wichtigen Schnittstellen einen Betrieb haben.

Damit viele verschiedene Betriebe in einem Netzwerk effizient zusammenarbeiten können, ist es entscheidend, dass relevante Daten ausgetauscht werden – sei es zu Transportaufträgen, Lieferscheinen oder Verspätungsinformationen. Ein einfacher E-Mail-Versand reicht hier nicht aus. Die Herausforderung besteht darin, eine IT-Lösung zu schaffen, die es ermöglicht, Informationen zwischen unterschiedlichen Partnerbetrieben und ihren jeweiligen Transportmanagementsystemen (TMS) kompatibel zu machen. Genau hier setzen spezialisierte IT-Dienstleister an, die sich auf die Logistik und die komplexen Anforderungen der Koordination zahlreicher Betriebe konzentrieren.

Vorlauf, Hauptlauf und Nachlauf der Stückgutlogistik.

Kompetenzen bündeln: im Team stärker als allein

Klar, Konkurrenz belebt das Geschäft. Gleichzeitig gilt: Im Team sind wir stärker als allein. Daraus ergeben sich zwei Fragen. Insbesondere in Zeiten von Konkurrenz- und Preisdruck: Warum ist es für Speditionen sinnvoll, Teil eines Stückgutnetzwerks zu sein? Und worauf kommt es bei der Steuerung eines solchen Netzwerks an, um die Vielzahl an Betrieben und Partnern unter einen Hut zu bringen?

Stephan Opel, Geschäftsführer der deutschlandweit agierenden Stückgut-Kooperation NG.Network, antwortet darauf: „Die Zukunft der Logistik ist antifragil, digital und nachhaltig. Dazu gehören flächendeckende Stabilität und hohe Qualität – zwei Punkte, die im starken Netzwerkverbund leichter umzusetzen sind als für das einzelne Unternehmen. Um die verfügbaren Kapazitäten der regionalen Partner bestmöglich zu nutzen, setzen wir auf eine starke Zentrale, die das gesamte Netzwerk steuert. Wir bündeln und analysieren sämtliche Daten und können dank moderner Reportingtools transparente Auswertungen erstellen sowie gezielte Maßnahmen zur Qualitätssicherung ableiten.“

Stückgutnetzwerke optimieren also die allgemeine Auslastung, vermeiden Leerfahrten und ermöglichen zuverlässige Laufzeiten. Ist ein Betrieb überlastet, kann schließlich ein anderer einspringen – im Netzwerk steigt also die Sicherheit und Qualität aller Prozesse. Davon profitiert auch der Kunde.


Linienverkehr im Stückgut

Natürlich kann nicht jeden Tag aufs Neue entschieden werden, welche Routen günstig wären, um die Waren, die gerade von einem Ort zum nächsten transportiert werden müssen, möglichst schnell und wirtschaftlich ans Ziel zu bringen. Deshalb gibt es sogenannte Linienverkehre, wie man sie auch aus der Personenbeförderung kennt. Der Begriff „Linienverkehr“ beschreibt in der Logistik regelmäßige, vordefinierte Transportstrecken – vergleichbar mit Linienbussen, nur eben für Stückgut. Nur so sind Regellaufzeiten – das ist die geschätzte Dauer, die eine Sendung von der Abholung bis zur Zustellung braucht – von 24 bis 48 Stunden möglich.


Vor- und Nachteile von Stückgutsendungen:

Manche Sendungen sind extrem eilig, andere wiederum lassen sich gut im Vorhinein planen und dürfen auch mehr als einen Tag dauern. Diese Liste hilft bei der Entscheidung, ob die Ware für den Stückgutversand geeignet ist.

  • Teilweise belegtes Fahrzeug? Kein Problem! Sendungen, die kein komplettes Fahrzeug füllen und aus einzelnen Paletten bestehen, lassen sich optimal im Stückgutverkehr transportieren. Dabei werden die Waren mit anderen Sendungen gebündelt, wodurch der Transport kosteneffizienter wird.
  • Gut und günstig: Kunden zahlen beim Stückguttransport nur für den Platz und das Gewicht, den ihre Sendung im Lkw einnimmt. Logistikkosten können so bestmöglich gesteuert und geplant werden.
  • Ist das denn umweltfreundlich? Im Stückgutverkehr werden die Sendungen immer wieder nach ihrem Zielort sortiert und gebündelt. So werden für den Transport weniger Fahrzeuge benötigt, was den CO2-Ausstoß natürlich senkt.
  • Auf die Verpackung kommt’s an: Stückgüter werden während des Transports mehrfach umgeladen. Es ist daher besonders wichtig, die Ware sorgfältig zu verpacken, damit es nicht zu Transportschäden kommt.
  • Eilig? Zusatzdienste machen es möglich: Mit speziellen Services können Sendungen am gleichen Tag zugestellt oder bestimmte Lieferzeitfenster gewählt werden. So lässt sich trotz der Bündelung im Stückgutverkehr eine schnelle und planbare Zustellung sicherstellen.

Fazit

Stückguttransport: Eine der Kernaufgaben der Logistik

Stückgut klingt erstmal simpel: Einzelne Sendungen müssen von einem Ort zum anderen gebracht werden. Dahinter steckt jedoch ein hochkomplexes und breit vernetztes System logistischer Prozesse. Die passende Kombination aus Vorlauf, Hauptlauf und Nachlauf, unterbrochen von mehreren Umschlagprozessen, sorgt dafür, dass alle Ladungen auf die effizienteste und günstigste Art von ihrem Ursprungsort zum Ziel gebracht werden.

Damit das funktioniert und ein flächendeckender Transport sichergestellt werden kann, schließen sich einzelne Speditionen oft zu starken Stückgutnetzwerken zusammen. Sie profitieren alle vom gegenseitigen Erfahrungsaustausch und der vertrauensvollen Zusammenarbeit, bei der ein Betrieb einspringen kann, wenn ein anderer zu stark ausgelastet ist. So werden sämtliche Güter zuverlässig Stück für Stück durch Deutschland transportiert.


Manuel Wetzel
Manuel Wetzel
Consultant | Logistics Expert

Manuel Wetzel ist seit 2024 als Consultant & Logistics Expert Teil von EIKONA Logistics. Mit langjähriger Erfahrung in der Digitalisierung und Prozessoptimierung von Logistikstrukturen entwickelt er Lösungen, die IT und Logistik optimal miteinander verbinden. Dabei bringt er analytisches Denken, technologische Expertise und ein tiefes Verständnis für logistische Abläufe ein.


Einen Kommentar schreiben

Bitte addieren Sie 2 und 4.