Logistik 4.0 – Klappe, die vierte? Gemeint ist mit dem Begriff „Logistik 4.0“, dass Prozesse, Partner und Kunden entlang der Wertschöpfungskette dank Informations- und Kommunikationstechnologie noch weiter verzahnt werden. Verstärkte Transparenz, schnellere und sicherere Kommunikation sowie die Automatisierung von Logistikprozessen tragen dazu bei. Kurz gesagt: Die digitale Transformation sorgt dafür, dass die Logistik trotz steigender Kundenanforderungen, volatiler Mengen, wachsender Umweltherausforderungen und Co. zuverlässig arbeiten kann. Welche Trends und Technologien dabei 2024 besonders wichtig sein werden, erfahren Sie hier.
Deutschland wandelt sich mehr und mehr von einer Industrie- zu einer Dienstleistungsgesellschaft. Es geht nicht mehr um das reine Produkt, sondern vermehrt um die damit verbundenen Services. Für die Logistik heißt das konkret: Value Added Services (VAS) sind stark im Kommen. Neben den reinen Transport-, Umschlag- und Lagerprozessen werden daher häufig weitere Leistungen übernommen. Unterschieden wir dabei zwischen produkt- und prozessorientierten VAS.
Produktorientierte Value Added Services:
- Montage-/Demontagearbeiten
- Reparatur
- Verpackung/Umverpackung
- Produktveredelung
- Qualitätskontrolle Prozessorientierte
Value Added Services:
- Etikettierung
- Kommissionierung
- Konfektionierung
- Regalservice
- Retourenmanagement
- Zollabwicklung
Diese Value Added Services lassen sich präzise auf die Kundenanforderungen zuschneiden. Die Lieferkette kann so effizienter gestaltet werden: Wenn beispielsweise direkt beim Verlader die Qualitätskontrolle erfolgt, dann muss das Produkt hierfür nicht noch an einen weiteren externen Anbieter gesendet werden, der die Lieferkette verlängert – das spart Zeit, Geld und minimiert das Risiko für Unterbrechungen entlang der Lieferkette. Diese Zusatzservices sind für Unternehmen ein perfektes Mittel, sich im Bereich der Fulfillment-Logistik vom Wettbewerb abzuheben und für die Kunden noch unentbehrlicher zu werden.
Straße, Schiene, Wasser, Luft – man könnte sie als die vier Elemente der Logistik bezeichnen. Für manche Transportprozesse ist es notwendig, auf mehrere Verkehrsträger zurückzugreifen. Früher bedeutete das eine Menge Unwägbarkeiten und einen Haufen Papierkram – das darf jedoch in Zeiten der Digitalisierung nicht sein.
Schon beim Finden der besten Transportmittel helfen digitale Programme enorm weiter. Zeitpläne für den Bahn- oder Schiffsverkehr sind häufig hinterlegt, sodass Planungstools sich die notwendigen Informationen selbstständig ziehen und die optimale Route berechnen können. Dank der automatischen Berechnungen können Verlader also sicher sein, die beste Transportoption angeboten zu bekommen. Fahrtzeiten inklusive Puffer, Ent- und Beladezeiten werden miteinkalkuliert, sodass kein Zeitstress aufkommt. So können auch Aufträge, die mehr als einen Ladungsträger benötigen, mithilfe von Shipment Planning-Tools bequem digital gesteuert werden. Damit wissen alle beteiligten Partner jederzeit, wo sich die Sendung befindet und wann sie eintreffen wird. Lieferzeiten lassen sich so auf das absolute Minimum reduzieren, was die Transportkosten natürlich senkt.
Manche Trends verändern sich nicht, sondern stellen sich als Dauerbrenner heraus: So geht es aktuell dem Thema Nachhaltigkeit in der Logistik. Die allgemeine Lage wird immer prekärer – Emissionen zu reduzieren steht daher nach wie vor als eine der wichtigsten Aufgaben auf der Agenda für das Jahr 2024. Einen Lösungsansatz bietet die Elektromobilität, doch hier zeichnen sich aktuell noch einige Fragezeichen ab – die Ladeinfrastruktur kann aktuell noch nicht mit dem E-Mobilitätsboom mithalten, die Umstellung geht außerdem mit enormen Mehrkosten für die Betriebe einher.
Smart Grids könnten ebenfalls ein Teil der Lösung sein. Die intelligenten Energienetze ermöglichen dank Sensorik- und Aktorik-Komponenten wie Messeinrichtungen, Smart Metern oder justierbaren Speichern eine automatisierte Netzsteuerung. Auch erneuerbare Energien, die in ihrer Verfügbarkeit mitunter stark schwanken, lassen sich so einfacher und verlustärmer in das Energiesystem eines Unternehmens integrieren. Dank der Digitalisierung können also Energieflüsse viel genauer gesteuert werden, wodurch eine Menge Energie eingespart wird.
Doch auch die bestehenden Systeme können und sollten 2024 weiter optimiert werden. So kann die Logistik mit einer effizienten Routen- und Zeitfensterplanung nicht nur eine Menge Zeit und somit Geld, sondern auch CO2 einsparen. Mithilfe von Datenaustausch in Echtzeit können Routen genauer geplant und im Bedarfsfall auch kurzfristig optimiert werden. Track and Trace-Systeme sorgen dafür, dass der Transportstatus einer Sendung jederzeit einsehbar ist. Eine zuverlässige ETA ermöglicht Verladern, Spediteuren und allen weiteren Beteiligten genaue Planungen, sodass Zeitfenster exakter kalkuliert und unnötige Wartezeiten vor und auf dem Hof vermieden werden.
Ein Trend, der sich auch in 2024 fortsetzen wird: E-Commerce-Kunden werden nicht weniger fordernd. Express-Delivery-Lösungen sind stark im Kommen, die Lieferung soll für die Kunden außerdem immer genau nachverfolgbar und gerne auch zeitlich mitbestimmbar sein. Insbesondere die letzte Meile ist hierbei jedoch für die Logistik eine Herausforderung: Sind Kunden nicht da, muss das Paket häufig zu einem Paketshop mitgenommen werden, was für Extrawege sorgt. Das generell erhöhte Verkehrsaufkommen und der Fahrermangel machen die Aufgabe nicht unbedingt leichter. Wie gut, dass es kreative Ideen für Last Mile-Lösungen gibt! So könnte Crowdshipping ein Trend sein, der die KEP-Dienste 2024 entlastet. Hierbei lautet das Motto: „Jeder kann Kurier sein.“ Die geplante Lieferung kann beispielsweise in einer App hinterlegt werden, auf die die Fahrer dann zugreifen.
Auch On-Demand-Lieferungen können für die E-Commerce-Logistik Abhilfe schaffen. Was zunächst nach Mehraufwand für die Versender klingen mag – wir sind schließlich nicht im Wünsch-dir-was-Land – hat letztendlich positive Auswirkungen auf die Zustellrate sowie die Rücksendequote im E-Commerce. Wenn Endkunden beim Lieferdatum, bei Zustelloptionen sowie Adressänderungen ein Wörtchen mitreden dürfen, dann sorgt diese Flexibilität für ein positives Kauferlebnis und mehr erfolgreiche Zustellungen.
Die ersten Pilotprojekte, die eine Paketzustellung per Drohen testen, zeigen ebenfalls Wege auf, KEP-Dienste zu entlasten. Da die Päckchen nicht besonders schwer und groß sein dürfen und niemals so viele Sendungen zusammengepackt werden können, wie das in einem Zustellfahrzeug der Fall ist, werden Drohnen die Paketbranche wohl nicht komplett revolutionieren. Besonders für die eilige Lieferung von wichtigen Gütern wie Medikamenten, auch an eher abgelegene Orte, könnte die Drohne sich jedoch in den nächsten Jahren als zuverlässiges Transportmittel etablieren.
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