WLAN in der Logistik: Mehr Effizienz mit neuem Standard

Michael Weinbeer
Techniker installiert an Außenfassade einer Logistikhalle WLAN-Komponenten

Die Geburtsstunde der Stückgutnetzwerke für Datenpakete – wer den enormen technischen Fortschritt beim Datenfunk einfach beschreiben möchte, könnte diese Metapher verwenden. Denn trotz vieler neuer Funkstandards mit immer höheren Geschwindigkeiten beherrschen die Funknetze erst in der neuen Ausbaustufe Wi-Fi 6 einen zuverlässigen Multiusertransport von Datenpaketen ins Internet. Ein neues WLAN-Zeitalter bricht an. Logistiker sollten die Technologie bei der Planung neuer Standorte direkt berücksichtigen, um effizienter in Verbindung zu bleiben.

Es war ein Meilenstein für die Transportlogistik, Daten schnurlos übertragen zu können. Als Ergänzung zum kabelgebundenen LAN ermöglichten erst Funknetze den Packstückumschlag in seiner heutigen Form: durch Scan eines Barcodes an jeder neuen Transportetappe als Auslöser für einen neuen Status im Transportfortschritt. Seit mehr als 30 Jahren sind mobile Datenendgeräte (MDE) in der Logistik ein vertrautes Bild. Mit ihnen registrieren die Mitarbeiter unter anderem den Eingang sowie die Verladung von Packstücken. Voraussetzung dafür ist – der Begriff wireless/drahtlos legt es nahe – ein Funknetz innerhalb der Logistikanlage, um Aufgaben und Ladelisten an die Geräte zu übertragen und die Resultate der Scannung in das Zentralsystem zurück zu übermitteln. Mit den mobilen Endgeräten haben sich die Grundlagen für eine IT-gestützte Logistik mit schneller begleitender Kommunikation enorm verbreitert. Selten thematisiert wurde dabei, dass dieser technologische Quantensprung seitdem auf Netze setzt, deren Frequenzen von Anfang an enorm beschränkt waren. Über Störungen und technische Schwierigkeiten bei der Ausstattung von Logistikanlagen wurde dagegen schon gesprochen. Doch worin bestehen diese Beschränkungen?


Traditionelles WLAN: Das Prinzip Einbahnstraße

Wer sich mit den Eigenschaften der Wi-Fi-Technologie auseinandersetzt, versteht gerade im Vergleich mit dem Straßentransport die Beschränkungen schnell: Der Funk mit 2,4 und 5 GHz verfügt über ein eingeschränktes Frequenzband. Die Kanäle können sich noch dazu gegenseitig stören – was den Datentransport verlangsamt. Zum Vergleich: Stellen wir uns einen Spediteur vor, der nur die Waren eines einzigen Kunden in einen Nahverkehrs-Lkw verladen und über Einbahnstraßen ans Ziel bringen darf. Als wäre das nicht schwer genug, muss der Transporteur vor der nächsten Verladung auf die Rückkehr desselben Fahrzeugs über dieselben Einbahnstraßen mit gewechselter Verkehrsrichtung warten. So verläuft die Zustellung von Datenpaketen innerhalb der Funknetzwerke. Dabei entspricht ein WLAN-Access Point ungefähr einem Speditionsdepot und die Anzahl der überlappungsfreien Kanäle den dort angeschlossenen freien Einbahnstraßen.


WLAN-Entwicklung: Geschwindigkeit schlägt Effizienz

Natürlich macht der technische Fortschritt auch vor WLAN nicht halt. Die Funknetze haben in den vergangenen 15 Jahren immer höhere Geschwindigkeitsstufen sowie durch Modulation einen höheren Datendurchsatz erreicht. Doch die Entwicklung neuer Standards hat das technische Grundübel nicht behoben: die vollständige Belegung des einzelnen Funkkanals mit einer einzelnen, laufenden Datenübertragung. Auf das Speditionsbeispiel bezogen, wären die Nahverkehrs-Lkw beim Transport mittlerweile mit 200 Kilometern pro Stunde unterwegs und könnten im Doppelstockverfahren beladen werden. Sie dürften aber immer noch ausschließlich Einbahnstraßen benutzen und nur für einen Kunden gleichzeitig laden. Mit den Funkstandards Wi-Fi 4 und Wi-Fi 5 wurden (bei geringerer Reichweite) zudem Möglichkeiten zur Kanalbündelung eingeführt. Wir fahren seitdem im Beispiel nicht mehr mit Nahverkehrsfahrzeugen, sondern mit Sattelzügen oder sogar Lang-Lkw. Für diese mussten jedoch die Einbahnstraßen verbreitert werden, so dass anschließend insgesamt weniger freie Verkehrswege zur Verfügung standen.


WLAN der neuen Generation: Wi-Fi 6 schafft Systemlogistik für Datenpakete

Mit dem nächsten Entwicklungsschritt verändern sich nun auch beim WLAN die Prämissen: Durch Wi-Fi 6 wird nicht nur ein neuer Frequenzbereich erschlossen. Erstmals steht nun innerhalb der Funknetze die Effizienz im Mittelpunkt. Ein System zur simultanen Datenübertragung entsteht. Datenpakete können nun gleichzeitig an mehrere verschiedene Endgeräte durch denselben Kanal übertragen werden. In unser Bild übertragen: Die Spedition kann nun Sammelgut-Lkw mit Mischbeladung über deutlich mehr Verkehrswege zu mehreren Empfängern schicken. Was in der Logistik bereits seit mehr als vier Jahrzehnten funktioniert, wird im Datenfunk nun also nachempfunden. Für neue Projekte in der Logistik hat dieser technische Quantensprung bedeutende Auswirkungen. Wer WLAN-Netzwerke plant und implementiert, sollte:

  • Wi-Fi 6Access Points und zertifizierte Endgeräte einsetzen
  • die gesamte Infrastruktur bereits Wi-Fi 6-kompatibel auslegen
  • parallelen Betrieb aller aktuell verfügbaren Frequenzen (2,4 GHz, 5 GHz und in Zukunft 6 GHz) ermöglichen
  • immer mit der neuesten Gerätegeneration planen.

Der neue Standard bietet zusätzliche Vorteile. Die Access Points versenden mit den Datenpaketen eine sogenannte Farbcodierung in ihren Kanälen. Sie erlaubt eine Identifikation des sendenden Netzwerks und vermindert das Störpotenzial durch überlappende Kanäle enorm. Insbesondere in Umschlaganlagen und Logistikhallen, in denen viele Access Points eingesetzt sind, können die Geräte so schneller für sie relevante Signale der gleichen Farbe erkennen. Ihre Arbeitsgeschwindigkeit steigt und die Störanfälligkeit wird deutlich vermindert. Mehr über die technischen Hintergründe lesen Sie im Blogbeitrag “Wi-Fi 6 – Das müssen Sie über das schnellste WLAN wissen”.

Fazit

Leistungsstarkes WLAN in Logistikanlagen braucht Wi-Fi 6

Kaum eine Branche profitiert für ihre Geschäftsprozesse so stark von WLAN und der Datenübertragung in Echtzeit wie die Logistik. Sie ist auf störungsfreie Netzwerke und fehlerfreie Datenübertragung angewiesen. Deshalb profitiert die Logistik besonders von den Möglichkeiten des neuen Wi-Fi 6-Standards. Wenn Unternehmen neue Logistikanlagen ausstatten, führt an der fortschrittlichen Technologie kein Weg vorbei. Auf die Errungenschaften der Systemlogistik verzichtet heute auch niemand mehr.


Michael Weinbeer
Michael Weinbeer
Systemadministrator

Der Systemadministrator setzt seit knapp 10 Jahren verschiedene WLAN Groß-Projekte, speziell in Logistikhallen, um. Der zertifizierte Experte betreut täglich das WLAN auf mehr als 500.000 m² an verschiedenen Kundenstandorten. Ihm ist keine Temperaturschwankung zu extrem oder Lagerware zu verschieden, um einen optimalen WLAN-Empfang in allen Hallenbereichen zu schaffen.


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