Lagerautomatisierung: Mensch und Maschine arbeiten optimal zusammen

Regallager in einem automatisierten Logistikzentrum.

„Und nun zum Verkehr: Auf den Hauptverkehrsachsen ist heute kein Stau zu erwarten. Alles läuft trotz des hohen Fahrzeugaufkommens flüssig, wir rechnen mit keinerlei Einschränkungen.“ Das klingt doch nach einer guten Meldung! Darüber kann man sich übrigens nicht nur im Auto freuen, in der Logistik wäre das ebenfalls eine tolle Nachricht. Auch dort entsteht nämlich schnell Stau, wenn das Produktionsvolumen steigt:

Sämtliche Abladeplätze sind voll, am Kommissionierplatz stapeln sich die Paletten, die Mitarbeitenden flitzen mit den Staplerwagen durch die Gegend, aber kommen kaum hinterher mit dem Abarbeiten der Fahraufträge. Probleme wie dieses lassen sich durch Lagerautomatisierung beheben. Wie dadurch die Effizienz deutlich gesteigert wird, welche Automatisierungslösungen es gibt und wo die Herausforderungen liegen, lesen Sie hier.


Zeit sparen, Kosten senken, Produktivität erhöhen: deshalb lohnt sich Lagerautomatisierung

Automatisierung in der Logistik kann ganz verschiedene Dinge bedeuten. Der gemeinsame Nenner: Technologien und Systeme werden eingesetzt, um den Warenfluss möglichst effizient zu steuern und sämtliche Ressourcen (Maschinen wie auch Personal) bestmöglich zu nutzen. Ob das Lager voll-, halb- oder teilautomatisiert ist, es gibt eine lange Liste an Vorteilen: Da wäre zunächst einmal die Kosten- und Zeitersparnis zu nennen. Maschinen können Aufgaben deutlich schneller erledigen und bieten Mitarbeitenden die Möglichkeit, anspruchsvollere Tasks zu erledigen. Auch menschliche Fehler lassen sich so minimieren, unter anderem, weil eine Maschine Tag und Nacht mit derselben Leistungsfähigkeit unterwegs ist. Ermüdung spielt keine Rolle (zumindest, solange die Stromzufuhr stimmt), was auch die Sicherheit der Mitarbeitenden erhöht: Repetitive und mitunter gefährliche Aufgaben eignen sich besonders gut zur Automatisierung. Außerdem sind Roboter und Co. leichter skalierbar und passen sich an wechselnde Auftragsvolumina an.

Auf diese Technologien stützt sich die Lagerautomatisierung:

  • Fördertechnik: verbindet unterschiedliche Produktions- und Lagerbereiche
  • Automatische Lager- und Kommissioniersysteme: um möglichst effizient, also zeit-, kosten- und platzsparend zu arbeiten
  • Fahrerlose Transportsysteme (FTS): um Ware innerhalb der Halle von A nach B zu transportieren, ohne dass jemand den Prozess manuell steuert
  • Robotik: kann verpacken, kommissionieren und palettieren und ersetzt so manuelle Arbeit
  • KI und intelligente Software: erstellt Prognosen, hilft bei der Entscheidungsfindung und optimiert Prozesse allgemein

Von 0 bis 100 Prozent Lagerautomatisierung: Viele Lösungen für die Intralogistik

Von der manuellen Lagerung über die Teilautomatisierung von Transportprozessen bis hin zu automatisierten Lagersystemen – auf dem Weg hin zur Vollautomatisierung gibt es verschiedene Stufen. Nicht für jedes Unternehmen ist eine komplette Automatisierung sinnvoll, deshalb lohnt es sich, auf einen erfahrenen IT-Dienstleister zu setzen, der im Hinblick auf den optimalen Automatisierungsgrad berät.

So kann für kleinere Unternehmen schon der Einsatz smarter Software zu einer deutlichen Arbeitserleichterung führen, beispielsweise bei der Gestaltung intelligenter Arbeitsplätze, die mit Bildverarbeitungssystemen bei der Kommissionierung und Qualitätskontrolle der Einzelteile unterstützen. Der Automatisierungsgrad liegt hier zwar bei 0 Prozent, aber die Mitarbeitenden können deutlich schneller und fehlerfreier arbeiten als ohne die smarte Software.

In vollautomatisierten Lägern hingegen arbeiten mitunter Kommissionierroboter, Inventur-Drohnen, Lagershuttle-Systeme wie Autostore und FTS Hand in Hand mit dem menschlichen Personal. Eine umfassende Softwarelösung sorgt für die Vernetzung der einzelnen Prozesse und somit für den reibungslosen Ablauf. Dafür ist die ausführliche Analyse sämtlicher erhobener Daten essenziell. Daraus lassen sich beispielsweise Hinweise zur Wartung oder zu einzelnen Schritten, die noch nicht optimal ineinandergreifen, ableiten. Hier kommt es auf die Erfahrung des IT-Dienstleisters an.

Mensch trifft Maschine: So läuft die Arbeit in einem teilautomatisierten Lager ab

Besonders spannend wird es, wenn es an die Kombination von manuellen und automatischen Prozessen geht. Die Herausforderung: Maschinen sind nicht flexibel, deshalb müssen sich vor allem die Mitarbeitenden exakt an Workflows halten.

Der erste Schritt in Richtung Lagerautomatisierung wird meist über Autonome Mobile Roboter (AMR) oder FTS abgebildet, die fest definierte Transportprozesse übernehmen. So kann sich das Personal auf wichtigere Arbeiten konzentrieren, als Paletten von einem Ort zum nächsten zu fahren. Damit das funktioniert, muss der Mitarbeitende die Palette am definierten Quellort abstellen und richtig im System verbuchen. Andernfalls kann das FTS, das die Palette im Anschluss zum hinterlegten Abladeplatz, nicht nachvollziehen, dass es etwas zu tun gibt. Eine der Herausforderungen ist also, dass sich die Mitarbeitenden strikt an vorgegebene Prozesse halten müssen.

So könnte ein von FTS unterstützter Prozess ablaufen:

  1. Ein Mitarbeitender stellt die vorbereitete Palette auf dem definierten Quellplatz ab. Wichtig: Die Palette muss dem Workflow genau entsprechend gebucht werden, damit eine Nachricht an das FTS ausgelöst wird.
  2. Das Warehouse Management System (WMS) sendet dem FTS einen Fahrauftrag. Es begibt sich zum angegebenen Platz und nimmt die Palette auf.
  3. Das FTS fährt mit der Palette durch die Halle – dank seiner Sensoren bewegt es sich mit reichlich Sicherheitsabstand zum Personal und eckt nirgendwo an.
  4. Das FTS lädt die Palette am vordefinierten Zielort, beispielsweise der Labelrutsche, ab. Ist dort gerade kein Platz, gibt es eine im System hinterlegte Alternative. Im Lagerverwaltungssystem wird automatisch verbucht, wo sich die Palette aktuell befindet.
  5. Ein Mitarbeitender kann die Palette von der Labelrutsche in Empfang nehmen und bringt sie zum Warenausgangsbereich.

Wie wird ein (teil-)automatisiertes Lager gesteuert?

Die wahre Kunst: die Verbindung aller Komponenten. Dreh- und Angelpunkt hierfür ist in der Logistik das Warehouse Management System. Sämtliche Aufträge und Prozesse, die überall im Lager von verschiedensten Personen, Transportsysteme oder anderen Geräten ausgeführt werden, werden von dort gesteuert.

Nehmen wir als Beispiel einmal die Fahraufträge. Im Lagerverwaltungssystem wird bei der Implementierung hinterlegt, welche Plätze von Mitarbeitenden mit Staplern und welche von FTS angefahren werden. Hier können auch feste Logiken eingebaut werden: Ist der avisierte Ladeplatz beispielsweise gerade belegt, weiß das FTS, dass es die Palette an einen definierten Alternativplatz bringt und dann den nächsten Fahrauftrag ausführt. Auch Priorisierungen können darüber vorgenommen werden.

Die Systeme, die zur Automatisierung genutzt werden, bringen dabei bereits wichtige Komponenten mit: Sensorik für sicheres Fahren im Lager, die Steuerung von Lagershuttle-Systemen, die bei der Kommissionierung darüber entscheidet, welche Box zur Lagerung genommen wird und welcher Shuttle die Box zum Port bringt, und so weiter. Die große Aufgabe der IT-Dienstleister besteht darin, diese Intralogistik-Lösungen in das WMS zu integrieren und die einzelnen Prozesse so zu managen, dass alles perfekt ineinandergreift. Hierfür braucht es eine Menge Erfahrung.

Theorie ist gut, Praxis ist besser: Testphasen zeigen, ob die Automatisierung gewünschte Erfolge bringt

Dann kommt es vor der Einführung der Lösung irgendwann zum Praxistest: Funktioniert der Plan nur in der Theorie oder auch in Wirklichkeit? Manchmal ist ein Problem gar nicht technischer Natur, sondern anderen Gegebenheiten im Lager geschuldet.

Braucht ein AMR beispielsweise zur Orientierung QR-Codes auf dem Boden, an denen er entlangfährt, ist das an sich eine schöne Methode, in der Praxis aber leider sehr unpraktisch. Sind Staplerwagen eine Weile über die Codes gefahren, hält der Kleber nicht mehr und das Label löst sich. Ohne den QR-Code weiß der Roboter jedoch nicht mehr, wo es entlangfahren soll. Testphasen (und die ausführliche Besprechung möglicher Szenarien) sind also unerlässlich, damit die Automatisierung am Ende auch den gewünschten Erfolg bringt.


Woher weiß man, welche Prozesse im Lager für die Automatisierung geeignet sind?

Das A und O in Sachen Lagerautomatisierung: reden, reden, reden! Ein enger Austausch zwischen IT-Dienstleister und Unternehmen ist unabdingbar. Außerdem muss ein Unternehmen seine eigenen Prozesse so detailliert wie möglich kennen. Die Frage, die es sich dabei immer stellen sollte: Was möchte ich mit der Automatisierung erreichen, welches Resultat erhoffe ich mir?

Generell sollten Prozesse ein paar Grundbedingungen erfüllen, um für die Automatisierung geeignet zu sein. Repetitive Aufgaben, die nach einem festen Muster ablaufen, sind hierfür prädestiniert. Arbeitet ein Lager nicht im Durchlaufbetrieb, ist fraglich, ob sich die Investition in eine Automatisierungslösung lohnt: Stehen die Maschinen jede Nacht still, rentiert sich der Prozess eventuell nicht. Außerdem müssen alle erforderlichen Daten zu den einzelnen Prozessen über einen längeren Zeitraum vorliegen, um abschätzen zu können, wie rentabel die Automatisierung wäre und welche Schritte dabei genau abgebildet werden müssen.


Fazit

Automatisierung in der Logistik: So steigern Sie die Effizienz im Lager

Generell gilt in Sachen Lagerautomatisierung: Alles, was eine API und eine technische Komponente hat, kann automatisiert und an ein Warehouse Management System angebunden werden. Wichtig ist bei der Planung immer die Frage: Was genau soll wofür eingesetzt werden und welche Vorteile verspricht sich der Logistiker davon? Oft lohnt es sich, zunächst die Kernprozesse anzugehen und die Lösung später zu skalieren.

Ein erfahrener IT-Dienstleister unterstützt dann bei der Anbindung neuer Technologien an das WMS und kümmert sich darum, dass Mensch und Maschine optimal zusammenarbeiten und der Warenfluss ruhig vor sich hinströmt. Produktivität und Effizienz lassen sich so deutlich steigern, und die verschiedenen Lagerprozesse laufen deutlich glatter ab – dann kommen auch keine Staumeldungen mehr, sondern es herrscht freie Fahrt.


Alexander Freibott
Alexander Freibott
Teamlead Warehouse Development

Wer es schafft, einen Haufen ITler zu einer Laufgruppe zu bewegen, der schafft es auch, als nicht Nicht-Techniker ein Techniker-Team zu leiten. Doch das ist dem sportlichen Teamplayer nicht genug. Als Dozent, Prüfer, zertifizierter Projektmanager und Sicherheitsbeauftragter hat er einiges in petto. Seine größte Leidenschaft aber ist es, die Digitalisierung in die Logistik zu bringen.


Einen Kommentar schreiben

Bitte addieren Sie 3 und 8.